Rohfütterung verstehen: Warum BARF mehr ist als nur Fleisch im Napf
- Ina Hellmann

- 13. Sept.
- 5 Min. Lesezeit

Immer mehr Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen beschäftigen sich mit der Frage, wie sie ihre Tiere möglichst artgerecht und gesund ernähren können. Neben Trocken- und Nassfutter rückt dabei eine Ernährungsform besonders in den Vordergrund: die Rohfütterung. Sie verspricht eine naturnahe Fütterung, die sich an den Bedürfnissen der Vorfahren unserer Hunde orientiert und ihnen ein langes, vitales Leben ermöglichen soll. Doch Rohfütterung ist nicht gleich Rohfütterung - es gibt unterschiedliche Modelle, die sich in Aufbau, Philosophie und Umsetzung unterscheiden.
Verschiedene Ansätze der Rohfütterung
Die Idee, Hunde mit frischen, rohen Zutaten zu ernähren, hat verschiedene Strömungen hervorgebracht. Zu den bekanntesten zählen:
Raw Meaty Bones, bei dem der Fokus auf fleischigen Knochen liegt
Prey Model, hier dienen ganze Beutetiere als Vorlage, es wird aber bewusst auf Kohlenhydrate verzichtet
...
BARF nach Swanie Simon, eine in Deutschland weit verbreitete Variante, die das Beutetierprinzip mit praktischen Richtwerten und Zusätzen kombiniert.
Jedes dieser Modelle verfolgt das Ziel, die Ernährung des Hundes (und auch der Katze) näher an seine natürlichen Bedürfnisse heranzuführen. In diesem Beitrag möchte ich mich auf das BARF-Modell nach Swanie Simon konzentrieren, da es vielen Halter und Halterinnen eine klare und praxistaugliche Orientierung bietet.
Was bedeutet BARF?
BARF steht für "Biologisch Artgerechtes Rohes Futter". Die Grundidee ist, dass Hunde so ernährt werden, wie sie es auch in der Natur tun würden - nicht mit industriell verarbeiteten Produkten, sondern mit frischen, unverarbeiteten Zutaten. Dabei geht es nicht um das bloße Füttern von rohem Fleisch, sondern um eine ausgewogene Ration, die sich am Aufbau eines Beutetieres orientiert.
Ein Beutetier besteht schließlich nicht nur aus Muskelfleisch, sondern auch aus Knochen, Innereien und einem kleinen pflanzlichen Anteil aus dem Magen-Darm-Inhalt. Hinzu kommen Blut, Fett und andere Bestandteile, die wertvolle Nährstoffe liefern. Ziel des Barfens ist es, diese Zusammensetzung so gut wie möglich nachzubilden - und dabei den Alltag von Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen praktikabel zu gestalten.
Die Futtermenge richtet sich nach Körpergewicht und Energiebedarf des Hundes. Ein erwachsener, gesunder Hund benötigt in der Regel zwischen 2 und 4 % seines Köpergewichtes pro Tag. Kleine Hunde bekommen dabei meist etwas mehr, große eher etwas weniger. entscheiden ist jedoch nicht nur die Gesamtmenge, sondern vor allem die richtige Aufteilung der Komponenten.
Die Zusammensetzung einer BARF-Ration
Swanie Simon hat ein Modell entwickelt, das den Beutetiergedanken mit klaren Prozentwerten für die einzelnen Bestandteile übersetzt. So entsteht ein gut verständlicher Leitfaden, an dem sich Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen orientieren können.
Der tierische Anteil (ca. 80 %) besteht aus Muskelfleisch, Pansen/Blättermagen, Innereien und Rohen fleischigen Knochen.
Muskelfleisch
Den größten Teil der tierischen Bestandteile macht durchwachsenes Muskelfleisch aus - etwa die Hälfte der Ration. Es liefert hochwertiges Eiweiß und vor allem Fett, das ein natürlicher Energieträger für Hunde ist. Gerade der Fettanteil ist entscheidend, damit die Eiweißmenge nicht zu hoch wird und der Hund genügend Energie erhält. Geeignet sind zum Beispiel Rind, Lamm, Geflügel oder Wild, wobei Abwechslung bei den Fleischsorten empfehlenswert ist.
Pansen oder Blättermagen
Etwa 20 % der tierischen Portion bestehen aus Pansen oder Blättermagen - allerdings nur von Wiederkäuern wie Rind oder Schaf, da andere Tiere keinen Pansen besitzen. Diese Bestandteile sind nicht nur eine hervorragende Eiweißquelle, sondern liefern auch vorverdaute pflanzliche Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Sie bereichern die Darmflora des Hundes auf natürliche Weise und gelten daher als wertvolle Ergänzung.
Innereien
Rund 15 % der tierischen Bestandteile entfallen auf Innereien. Dazu gehören Leber, Herz, Niere, Milz und Lunge. Sie sind die Vitaminbomben im BARF-Plan und liefern zudem wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente. eine ausgewogene Mischung ist wichtig, da jede Innerei unterschiedliche Nährstoffe mitbringt. Die Leber ist zum Beispiel eine der Hauptquellen für Vitamin A, Herz liefert viel Taurin, und Niere trägt zur Versorgung mit B-Vitaminen bei.
Rohe fleischige Knochen
Ebenfalls 15 % entfallen auf rohe, fleischige Knochen. Sie sollten etwa zur Hälfte aus Fleisch und zur Hälfte aus Knochen bestehen. Knochen sind für die Calcium- und Phosphorversorgung essenziell und liefern zusätzlich Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium und Natrium. Aber Vorsicht: Ein zu hoher Knochenanteil kann zu Verstopfung oder schmerzhaftem Knochenkot führen, ein zu geringer Anteil hingegen zu Mineralstoffmangel.
Der pflanzliche Anteil (ca. 20 %)
Auch wenn Hunde keine reinen Pflanzenfresser sind, profitieren sie von einem Anteil pflanzlicher Bestandteile. Er dient vor allem der Versorgung mit Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Vitaminen.
Im BARF nach Swanie Simon wird der pflanzliche Teil aus etwa 75 % Gemüse und 25 % Obst zusammengesetzt. Das Gemüse sollte fein püriert oder geraspelt werden, damit die Nährstoffe für den Hund verfügbar sind. Geeignet sind fast alle Gemüsesorten, wie z. B. Karotten, Zucchini, Kürbis oder Blattgemüse. Obst wie Äpfel, Birnen oder Beeren liefert zusätzliche Vitamine und Antioxidantien.
Ergänzungen für eine ausgewogene Ration
Eine reine Zusammensetzung aus Fleisch, Innereien, Knochen und Gemüse reicht nicht aus, um Hunde optimal zu versorgen. Deshalb empfiehlt Swanie Simon regelmäßige Ergänzungen:
Omega-3-Fettsäuren: Lachsöl oder andere hochwertige Fischöle wirken entzündungshemmend und unterstützen Haut, Fell und Herz-Kreislauf-System.
Eier: Sie sind wertvolle Eiweißlieferanten und enthalten wichtige Fettsäuren, Vitamine und Mineralien.
Milchprodukte: Quark oder Joghurt können die Ration abwechslungsreicher machen und liefern Calcium.
Algenmehl: Ein wichtiger Lieferant für Jod, da Hunde keine Schilddrüse ihres Beutetieres bekommen.
Lebertran: Dient als Vitamin-D-Quelle, da unsere Hunde nicht wie wildlebende Tiere genug über Sonnenlicht aufnehmen.
Nüsse und Samen: In kleinen Mengen liefern sie Spurenelemente und wertvolle Fette.
Diese Ergänzungen gleichen aus, was unseren Hunden durch die moderne Fleischproduktion fehlt. Fleisch aus Weidehaltung ist beispielsweise reicher an Omega-3-Fettsäuren, während das Fleisch aus Massentierhaltung oft Defizite aufweist.
Warum das Beutetierprinzip wichtig ist
Das BARF nach Swanie Simon orientiert sich bewusst am Aufbau eines Beutetieres. Kleine Beutetiere wie Hasen oder Geflügel enthalten etwa 4–6 % Knochen, größere Beutetiere 8–13 %. Da nicht alle Knochen gefressen werden, ergibt sich ein Durchschnitt von etwa 15 % Knochenanteil.
Innereien sind in ähnlichen Mengen vorhanden wie Knochen und tragen damit wesentlich zur Nährstoffversorgung bei. Pflanzliche Bestandteile hingegen stammen nicht nur aus dem Mageninhalt, sondern auch aus Kräutern, reifen Früchten oder sogar dem Verzehr von Kot anderer Tiere, der wertvolle Bakterien und Nährstoffe enthält.
Durch diese Orientierung an der Natur soll vermieden werden, dass wichtige Nährstoffe fehlen oder in zu großen Mengen aufgenommen werden. Denn beides kann gesundheitliche Folgen haben – von Verdauungsproblemen bis hin zu Mangelerscheinungen oder Überversorgungen.
Mythen und Missverständnisse
Ein häufiges Vorurteil lautet: „BARF ist nicht bedarfsdeckend.“ Tatsächlich trifft das nur dann zu, wenn die Ration falsch zusammengestellt wird. Wer sich an die Richtwerte hält, Abwechslung bei den Zutaten bietet und die empfohlenen Ergänzungen beachtet, kann seinen Hund sehr wohl ausgewogen ernähren.
Ein anderes Missverständnis ist, dass Hunde „nur Fleisch“ bräuchten. Ohne Innereien, Knochen, Fett und pflanzliche Bestandteile wäre die Ernährung jedoch unausgewogen. Genau deshalb ist die Struktur nach Swanie Simon so wertvoll: Sie bietet klare Orientierung, ohne zu starr zu sein.
Unterschiede zu anderen Rohfütterungsmodellen
Während das Prey Model häufig ganz auf pflanzliche Bestandteile verzichtet und nur ganze Beutetiere imitiert, integriert das BARF nach Swanie Simon bewusst Gemüse und Obst. Dadurch wird die Versorgung mit Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen gesichert.
Auch der gezielte Einsatz von Zusätzen unterscheidet dieses Modell von anderen. Swanie Simon berücksichtigt, dass unsere Hunde nicht dieselben Lebensbedingungen haben wie wildlebende Caniden – und gleicht die Unterschiede mit praktischen Empfehlungen aus.
Fazit: BARF als praxistaugliche Ernährungsform
Das BARF nach Swanie Simon ist ein Modell, das Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen eine klare und praktikable Orientierung gibt, ohne den Blick für individuelle Anpassungen zu verlieren. Es ist kein starres Schema, sondern eine Struktur, die Spielraum für die Bedürfnisse jedes einzelnen Hundes lässt.
Wer sich die Mühe macht, die Rationen frisch zuzubereiten, wird meist mit gesunden, vitalen Hunden belohnt, die von glänzendem Fell, stabiler Verdauung und mehr Lebensfreude profitieren.
Dein nächster Schritt
Möchtest du lernen, wie du selbst einen ausgewogenen BARF-Plan für deinen Hund erstellen kannst?Im kommenden Jahr erscheint mein Selbstlernkurs zur Futterplan-Erstellung für die Rohfütterung und auch für Kochfutter. Dort zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du die Theorie in die Praxis umsetzt – einfach, verständlich und auf deinen Hund abgestimmt.
👉 Trage dich jetzt in die Warteliste ein, um frühzeitig informiert zu werden und dir einen Platz zu sichern.
BARF nach Swanie Simon verbindet Natur, Wissen und Liebe zum Hund – und genau das darf auch dein Vierbeiner jeden Tag im Napf erleben.
Alles Liebe, Ina


Kommentare